Der Markt: Übersicht zu aktuellen Metaverse-Plattformen
Der Markt: Übersicht zu aktuellen Metaverse-Plattformen
30. September 2022
Nach unserer kurzen Einführung in das Thema und die wichtigsten Begrifflichkeiten haben wir uns vergangene Woche mit dem technischen Hintergrund des Metaversums beschäftigt. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen nun einen Überblick über die aktuell populärsten Plattformen geben. Mit diesem Überblick möchten wir dann in unseren nächsten Beiträgen in die rechtliche Bewertung einsteigen.
Wenn Sie von “Decentraland“, „The Sandbox“ oder „Horizon Worlds“ noch nicht gehört haben, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. In einer Studie der Universität der Bundeswehr (München) aus dem Frühjahr 2022 wurden 151 Führungskräfte zum Metaverse befragt. Hier gab nur rund jeder Zwölfte an, mit dem Thema Metaverse vertraut zu sein. Im Vergleich dazu attestierten sich rund 85% der Befragten beim Thema Social Media und Onlinekommunikation gute Kenntnisse.
Die unten beschriebenen Plattformen haben eine sehr unterschiedliche Herangehensweise an das Metaverse und richten sich daher auch an verschiedene Zielgruppen. Ziel aller Plattformen ist es, das Metaverse bereits heute greifbar zu machen. Dabei steht natürlich der Bereich Gaming oft im Vordergrund, es gibt aber auch schon vielfältige Business- und Social-Meeting Plattformen, die mit unterschiedlichen Konzepten Nutzer und Unternehmen überzeugen wollen.
1. Decentraland
Eine der etabliertesten Plattformen im engeren Sinne, welche die tatsächliche Welt nachbilden, ist das dezentrale Netzwerk Decentraland. Basierend auf der Ethereum-Blockchain bildet es eine programmierbare verteilte Infrastruktur, die es ermöglicht, Organisationen, Institutionen und Märkte auf der Plattform zu etablieren. Nutzer sind somit an der Fortentwicklung beteiligt und profitieren von den Beiträgen anderer Plattformnutzer. Die Mitgestaltung durch Echtzeit 3D-Technologien, das Entwickeln und Verkaufen eigener Minispiele oder das Schalten von Werbeflächen sind nur einige Anwendungsmöglichkeiten. Die dezentralisierte Plattform verwendet ihre eigene Währung namens „Mana“, die als ERC-20 Token einen Handel und den Austausch in Euro bietet. Mit diesem Mana kann man jegliche Käufe in Decentraland tätigen. So kann man Ausstattung, Klamotten oder auch virtuelle Grundstücke, sogenanntes „Land“, kaufen. Bei virtuellen Grundstücken gilt dabei wie auch in der reellen Welt: Wer eine attraktive/begehrte Parzelle an stark frequentierten Orten besitzen möchte, muss tief in die Tasche greifen: Im November 2021 wechselte virtuelles Land für die Summe von 2,4 Millionen Dollar den Besitzer. Zukünftig soll auch das Mieten solcher Flächen möglich werden.
2. The Sandbox
Die ebenfalls auf der Ethereum-Blockchain fundierte Plattform „The Sandbox“ basiert auf einem ähnlichen Konzept wie Decentraland. Interaktionen im Metaverse sind möglich durch die einheimische Währung „Sand“ (ERC-20-Utility-Token) mit der wie mit Mana im Decentraland jegliche digitalen Käufe getätigt werden können. So kann man auch in „The Sandbox“ Kleidung, Inventar oder auch Grundstücksparzellen („Land“) kaufen. Daneben können ohne vorherige Programmierkenntnisse Spiele entwickelt, der eigene Avatar individuell durch selbst erstellte Ausstattungen angepasst oder an 3D-Modellen gearbeitet werden. Im Sandbox-Marketplace können Nutzer dann diese selbst entwickelten Spiele, Ausstattung und auch jegliche anderen generierten Inhalte veröffentlichen und verkaufen. Im Unterschied zu Decentraland setzt „The Sandbox“ auf eine Rastergrafik, wie man sie aus dem Spiel „Minecraft“ kennt. Hierin unterscheidet sich auch insbesondere das Spielerlebnis.
3. Microsoft Mesh
Microsoft Mesh ist eine immersive Mixed-Reality-Plattform, die als Erweiterung verschiedener Applikationen wie z.B. Microsoft Teams oder AltspaceVR dient. Aufgebaut auf Azure, der Cloud-Computing-Plattform von Microsoft, können Nutzer im dreidimensionalen Raum wie einem virtuellen Büro miteinander interagieren. So können z.B. Teams-Besprechungen als Hologramme durchgeführt werden. Daneben können 3D-Modelle zusammen bearbeitet werden und auch die Meeting-Räume an die eigenen Bedürfnisse der Organisation angepasst werden. Im Unterschied zu Decentraland oder The Sandbox ist Microsoft Mesh kein eigenes Metaverse, sondern eine Plattform, die andere Tools für eine Mixed-Reality-Plattform nutzen können.
4. Horizon Worlds – das Projekt von Meta
Horizon Worlds ist vorrangig eine Plattform zur sozialen Interaktion. Nutzer können sich hier virtuell treffen, sich unterhalten, Spiele spielen oder die Welt um sich herum gemeinsam gestalten. Was ein wenig an das bekannte Videospiel “Die Sims” erinnert, ist für Meta erst der Anfang der großen Vision des eigenen Metaverses. Neben Horizon Worlds wurde im August 2022 auch Horizon Workrooms als Arbeitswelt im Metaverse vorgestellt. Mitarbeiter eines Unternehmens können sich hierin unabhängig vom Aufenthaltsort digital treffen und an gemeinsamen Projekten arbeiten. Um auf Horizon Worlds zuzugreifen, benötigt man eine passende VR-Brille von Oculus und einen Facebook-Account. Zudem muss man im Unterschied zu den anderen Plattformen aktuell mindestens 18 Jahre alt sein.
5. Roblox – ein Spielebaukasten für Klein und Groß
Die Idee hinter Roblox ist, den Spieler selbst zum Spieleentwickler werden zu lassen. Das sog. Roblox-Studio ermöglicht es den Nutzern, eigene Welten zu kreieren und mit Freunden aus aller Welt darin zu interagieren. Besonders gut kommt dieses Spielkonzept bei den Jüngsten an. Etwa drei Viertel aller Kinder in den USA im Alter zwischen neun und zwölf Jahren verfügen bereits über einen eigenen Roblox-Account. Insgesamt tummeln sich auf der Plattform seit Anfang August 2020 über 160 Millionen aktive Spieler im Monat. Im Google Play Store hat die App weltweit über 18 Millionen Downloads und führt damit das Ranking der beliebtesten Spiele-Apps an. Die Roblox-Plattform bildet ein digitales Ökosystem mit einem eigenen Wirtschaftskreislauf ab. Seit 2008 können die Spieler mit der Ingame-Währung “Robux” digitale Inhalte kaufen, um z.B. ihre Avatare mit der neuesten Tasche aus den Kollektionen von Gucci oder Burberry auszustatten. Im Jahr 2013 startete das “Developer Exchange Program”, in dem Entwickler die von ihnen eigens für Roblox erstellten Spiele auch in Echtgeld monetarisieren können.
6. Fortnite – mehr als ein Spiel
Auf den ersten Blick handelt es sich bei Fortnite um einen klassischen kostenlosen Multiplayer-Shooter, der seit Sommer 2017 insbesondere innerhalb der Gaming Szene aufgrund des Spielmodus “Battle Royal” großen Zuspruch gefunden hat. Auch knapp fünf Jahre nach Release erfreut sich der Titel großer Beliebtheit. Das Entwicklerstudio Epic Games setzt stets auf interessante Neuerungen und virtuelle Events innerhalb der Spielwelt. So sahen etwa ein digitales Konzert des Rappers Marshmallow 10 Millionen Nutzer, den Auftritt von Sänger Travis Scott feierten sogar 28 Millionen Menschen weltweit mit ihren virtuellen Avataren innerhalb der Spielwelt. Für Aufsehen sorgte das Entwicklerstudio jedoch mit einer Pressemitteilung vom 11. April 2022: In der jüngsten Finanzierungsrunde gelang es Epic Games, 2 Milliarden Dollar einzusammeln, um die Vision des Unternehmens, ein eigenes Metaverse zu erschaffen, weiter voranzutreiben. Zu den prominenten Geldgebern zählen unter anderem die Sony Group sowie KIRKBI, die familiengeführte Holding- und Investmentgesellschaft hinter der LEGO Group.
Anhand der vorgestellten Plattformen zeigt sich bereits heute das beeindruckende Potential des Metaversums. Insbesondere im Hinblick auf Marketing, den Aufbau und die Intensivierung von Kundenbeziehungen sowie den Vertrieb von digitalen Produkten haben Unternehmen schier endlose Möglichkeiten. Die US-Investmentbank Morgan Stanley prognostiziert allein für die Mode- und Luxusgüterindustrie zusätzliche Umsätze in Höhe von 50 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2030.
Neben den technischen Entwicklungen ist für den Aufstieg des Metaverse ebenso bedeutend, dass eine sichere und transparente rechtliche Grundlage geschaffen wird. Wie die einzelnen Plattformen aktuell mit dieser Thematik umgehen, stellen wir Ihnen in den nächsten Beiträgen dieser Reihe vor. Zusätzlich zu den Herausforderungen bei der Gestaltung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Umsetzung datenschutzrechtlicher Vorgaben sind besonders Fragen des geistigen Eigentums in der digitalen Welt von erheblicher Bedeutung.
Unsere Reise durch das Metaverse geht weiter, seien Sie gespannt!
Autor: Daniel Schlemann
Bleiben Sie bei unserer Reise durch das Metaverse dabei und werfen Sie auch gerne einen Blick auf die anderen rechtlichen Themen, die wir in weiteren Beiträgen im Rahmen dieser Blog-Serie beleuchtet haben:
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